1405: Der Brand von Bern – Bilder einer Ausstellung Programmmusik im 8. Schuljahr Musik, die Außermusikalisches beschreibt, ohne Sprache zu verwenden, nennt man Programmmusik. Diese trockene Definition musste nun mit Leben gefüllt werden. Ausgehend von einem Bild aus der Berner Stadtchronik, das eine große Brandkatastrophe im Jahr 1405 zeigt, näherten sich die Schülerinnen und Schüler der 8e der Programmmusik des Schweizer Komponisten Mario Bürki an. Dieser hatte 2004 mittels eines Berichtes des Stadtschreibers und Chronisten Konrad Justinger den Berner Stadtbrand von 1405 in Musik gefasst. Um die Musik mittels Hör- und Notenanalyse überhaupt beurteilen zu können, wurden vorher die Bedeutung von musikalischen Parametern wie Tempo, Dynamik, Artikulation, Rhythmik, Harmonik usw. erarbeitet. Schnell erkannten Schülerinnen und Schüler die Zusammenhänge und konnten die Musik altersgemäß untersuchen, mit Fachvokabular beschreiben und bewerten. So wurde mittels Partitur- und Höranalyse erkannt, dass z. B. die kleine unscheinbare, knisternde Flamme, die nachher den riesigen Stadtbrand auslösen sollte, von den Musikern durch das Rascheln von Chipstüten erzeugt wurde. Genauso wurde deutlich, welche musikalischen Eigenschaften man wie einsetzen muss, damit verschiedene Stimmungen erzeugt werden können. Mit diesem Rüstzeug wandte man sich dann Mussorgskis musikalischem Programmmusik-Meilenstein „Bilder einer Ausstellung“ zu. Dieser hatte 1874 im Gedenken an seinen verehrten, aber leider viel zu früh verstorbenen Freund und Künstler, Viktor Hartmann, seinen Besuch in einer Hartmann-Gedenk-Ausstellung in Klaviermusik umgesetzt. Hartmann war ein sehr vielseitiger Künstler und Mussorgski schaffte es mit seinem Klavier-Zyklus die Stimmung der Bilder beeindruckend in Musik zu fassen. Durch Text- oder Bildimpulse sollten die Schülerinnen und Schüler mit Fantasie und musikalischem Wissen bestimmen, wie sich Mussorgskis Musik anhört, ohne dass sie diese Musik vorher jemals gehört hatten. Mit hohem Einfühlungsvermögen und entsprechendem Fachwissen war die Trefferquote beachtlich gut. So konnte die 8e ohne zusätzliche Hilfe vorausahnen wie „unterirdisch“ sich z. B. „Die Katakomben“ anhören würden oder wie Mussorgski die spielenden und streitenden Kinder in einem Pariser Park dargestellt hat. Um etwas Abwechslung in die teilweise trockene Musikanalyse zu bringen, sollten die Schülerinnen und Schüler einen kurzen Ausschnitt aus dem 2. Bild, „Das alte Schloss“, musikpraktisch am Keyboard erarbeiten. Hierzu hatte Herr Zerwas ein kurzes Lernvideo erstellt , siehe
https://youtu.be/Mah8Awfpt4o, so dass die Noten auch zu Hause mittels einer Papierklaviatur eingeübt werden konnten. Mit ein paar kleinen Tipps, viel Geduld und „Fingerspitzengefühl“ erklang nach kurzer Zeit die Melodie des Troubadours vor dem alten Schloss. Mussorgskis Klaviermusik „Bilder einer Ausstellung“ wurde von damaligen Zeitgenossen als symphonische, farbenprächtige Musik beschrieben. Somit war es nicht verwunderlich, das dieses Werk für die unterschiedlichsten Besetzungen bearbeitet wurde. Die wohl bekannteste Fassung für Symphonieorchester schrieb 1922 Maurice Ravel. Ihm gelang es aufgrund seiner sensiblen, differenzierten und sehr ausdrucksstarken Instrumentierung, Mussorgskis Original zu übertreffen. Ein gutes Beispiel für dieses Begabung ist der letzte Satz, „Das große Tor von Kiew“. Hierbei wurde natürlich im Unterricht auf die aktuelle politische Lage in Kiew eingegangen und herausgestellt, dass der Russe Modest Mussorgski mit seinem Heldenthema in „Das große Tor von Kiew“ ein Stück geschrieben hat, das sich auf die friedliche Geschichte der ukrainischen Hauptstadt bezieht.